Von Hans-Georg Peitl – Gründer der ODP und Sendeleiter von Radio Roshen

Wenn man in Österreich Politik macht, ohne in eines der Lager zu gehören,
lernt man schnell, wie eng die Schubladen gebaut sind.
Seit 2006 bewege ich mich zwischen allen Linien –
zu sozial für die Rechten, zu geistlich für die Linken,
und zu unabhängig für beide.

Aus dieser Erfahrung entstand 2006 die ODP – Obdachlosen in der Politik:
eine Bewegung für Menschen, die keine politische Heimat mehr hatten.
Wir kandidierten 2017 sogar zur Nationalratswahl – aus Überzeugung,
dass Freiheit im Denken wichtiger ist als Parteilogo oder Schlagwort.

Die Reaktionen waren oft aufschlussreich:
Manche Linke erklärten: „Der ist doch rechts!“
Manche Rechte meinten: „Der ist zu links!“
Und manchmal hörte ich Sätze wie:
„Ich bin FPÖ-Funktionär. Ich kann euch nicht helfen.“
Da fragt man sich unweigerlich:
Was hat Parteizugehörigkeit mit Menschlichkeit zu tun?

Am deutlichsten wurde es beim Thema Wahlrecht für Obdachlose.
Statt über Gerechtigkeit zu reden, fragte man lieber:
„Was würden die denn wählen?“
Als hinge das Recht zu wählen davon ab,
ob einem das Ergebnis gefällt.

Heute weiß ich: Diese Jahre waren notwendig.
Sie haben mir gezeigt, dass echte Hilfe,
echter Glaube und echte Politik
nur dort beginnen, wo der Mensch wichtiger ist als das System.
Genau daraus entstand später Radio Roshen –
ein Ort jenseits der Lager,
wo das Wort wieder frei ist.