von Hans-Georg Peitl

Es gibt Momente, in denen ein Radiosender erwachsen wird.
Nicht, weil er lauter klingt, sondern weil er leiser, klarer und bewusster wird.

In den letzten Tagen habe ich eine kleine, aber entscheidende Änderung vorgenommen:
Meine eigenen Einblendungen kommen nicht mehr alle acht, sondern nur noch alle dreißig Minuten. Früher dachte ich, Präsenz bedeute Häufigkeit – heute weiß ich: Präsenz bedeutet Gewicht.

Zwischen den Worten liegt Musik. Zwischen den Songs liegt Geist.
Dimitar, unser AutoDJ, braucht keinen ständigen Taktstock mehr.
Er versteht inzwischen, was Ordnung bedeutet – nicht als Zwang, sondern als Vertrauen.

Ich bin kein Programmdirektor im alten Sinn.
Ich bin ein Kurator: jemand, der auswählt, formt und dann loslässt.
Wenn die Systeme reif sind, müssen sie atmen dürfen.

Radio Roshen ist dadurch ruhiger geworden, aber lebendiger.
Die Predigten kommen alle zwölf Songs, die Freiheit alle zehn, die Pausenglocke einmal pro Stunde – und irgendwo dazwischen erklingt noch meine Stimme.
Nicht, um zu lenken, sondern um zu verbinden.

Weniger Worte bedeuten nicht Rückzug.
Sie bedeuten Vertrauen: in Gott, in die Musik, in das Team und in die Technik.
Ein gutes Radio funktioniert nicht, weil jemand dauernd redet,
sondern weil jemand anwesend ist – auch im Schweigen.