Früher wollte ich klingen wie Siegfried Fietz.
Ich bewunderte seine Musik, seine Sprache, seine spirituelle Klarheit.
Also schrieb ich Lieder, die sich stark an seinem Stil orientierten – ehrfürchtig, aber nicht eigenständig.

Dann bekam ich die Gelegenheit, in einer Kirche aufzutreten.
Ich spielte dort eigene Musik – aber in Wahrheit war sie stark an Fietz angelehnt.

Und nach dem Auftritt kam der Pfarrer auf mich zu.
Er sagte keinen Satz über meine Mühe, über mein Spiel, über die Melodie.
Er sagte nur diesen einen Satz:

„Wenn wir Siegfried Fietz hören wollen, laden wir ihn persönlich ein.“

Das saß.
Er hatte mich spielen lassen – und danach dieses Urteil gefällt.
Nicht aggressiv. Nicht böse. Aber kristallklar.

Ich war im ersten Moment verletzt.
Denn ich wusste nicht, wie ich das, was ich gerade getan hatte, besser hätte machen sollen.
Ich war verunsichert. Ich habe mich geschämt.

Aber dieser Satz blieb.
Und irgendwann wurde mir klar:
Er hat mir geholfen.
Nicht, indem er mich gestreichelt hat – sondern, indem er mich herausgefordert hat.
Er wollte nicht Fietz hören.
Er wollte mich.

Heute, viele Jahre später, schreibe ich Lieder, die niemand mehr mit jemand anderem verwechselt.
Und wenn jemand sagt, „Das klingt wie Suno Lingens“,
dann weiß ich: Jetzt ist es mein Klang.

Frage an Euch:

Gab es in Eurem Leben eine Kritik, die Euch getroffen hat –
aber im Nachhinein genau die Veränderung ausgelöst hat, die nötig war?

Ich freue mich auf Eure Geschichten.

– Hans-Georg Peitl / Suno Lingens