von Hans-Georg Peitl

Ein Weckruf in Zeiten der Demokratie-Simulation

Soll noch einer sagen, liebe Freunde, man habe den Kaiser damals abgeschafft, weil man seine Amtszeit nicht beeinflussen konnte. So wie heute.

Früher blieb der Kaiser, bis er starb – heute bleiben Regierungen, bis man glaubt, das Volk habe vergessen, dass es sie abwählen wollte. Der Fortschritt, so wird behauptet, liegt darin, dass wir heute alle paar Jahre ein Kreuzerl machen dürfen. Nur dumm, dass es offenbar wurscht ist, wo.

Denn es gewinnt stets jemand, den angeblich niemand wollte.
Und wenn einmal doch jemand gewinnt, den wirklich jemand wollte – dann war’s halt die falsche Wahl.

Wahlen wiederholen wir heute so lange, bis das Ergebnis den Erwartungen entspricht. Das ist keine Demokratie, das ist eine Spielshow: „Wähl dich reich“, moderiert von der Verfassungsauslegungskommission.

Und während man früher dem Kaiser vorwarf, dass er „ewig blieb“, bleibt heute einfach alles beim Alten – nur mit anderen Plakaten. Minister wechseln, wie andere ihre Socken. Aber die Politik? Die riecht immer gleich.

Früher hieß es: Man konnte den Kaiser nicht loswerden. Heute nennt man es „Stabilität“, wenn man Regierungen nicht mehr loswird, obwohl man es ständig versucht.

Und wenn dann doch einmal eine Bewegung aufsteht, die wirklich was ändern will, dann schreit sofort jemand: „Rechtsextrem! Populistisch! Gefährlich!“
Nicht, weil man Argumente hätte – sondern weil man gelernt hat, dass Etiketten besser wirken als Inhalte.

Wir sind also weitergekommen, das schon.
Nur leider in die falsche Richtung.

Glaubst du nicht?
Dann lies den Koalitionsvertrag. Oder schau dir die Fernsehdebatte von 2013 an.
Sie ist heute noch gültig.