Ein Kommentar von Hans-Georg Peitl

Die GRÜNEN haben gestern mit ernster Miene verkündet, dass die aktuelle Regierung einen katastrophalen Start hingelegt hätte.

Und, liebe Freunde:
Ich gebe ihnen recht.

Ein EU-Defizitverfahren bereits in den ersten Monaten.
Eine Inflation, die einfach weitergaloppiert.
Preise, die steigen wie ein Hochgebirgsfluss im Frühling.
Pensionen, die still und leise gekürzt wurden.
Und das alles inmitten einer handfesten Rezession.

Ja, das ist ein miserabler Start.
Und ja, es ist nicht klug, wenn man die Steuerlast bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern auf Rekordhöhe hebt – und gleichzeitig auch noch Boni streicht.
Wer so etwas macht, bekommt von der Wirtschaft keine Liebe zurück, sondern bestenfalls eine kalte Schulter.

Was mich an der Kritik der GRÜNEN allerdings stört, ist nicht was sie sagen – sondern wann sie es sagen.
Denn jetzt sitzen sie wieder in der Opposition.
Jetzt sind sie hellwach, klug, warnend.
Aber wo war diese Klarheit, als sie selbst in der Regierung saßen?

Damals – bei den Lockdowns.
Damals – bei den nicht umgesetzten Klimamaßnahmen.
Damals – bei den umstrittenen Koalitionskompromissen.
Da hörte man wenig.

Und so stelle ich mir immer öfter die Frage:
Warum hat in Österreich eigentlich immer die Opposition recht – und die Regierung unrecht?

War es bei der FPÖ besser?
Na ja – Ibiza lässt grüßen.

War es bei den Roten besser?
Frag nach bei den Pflegereformen.

War es bei Schwarz oder Türkis besser?
Siehe Preisexplosion, Staatsverschuldung, Vertrauensverlust.

Es wirkt fast, als ob wir ein Paradox leben:
Die Opposition hat die besseren Ideen, aber keine Macht.
Die Regierung hat die Macht, aber keine Idee.

Und so komme ich zu einem ketzerischen Gedanken:

Warum lassen wir nicht einfach die Opposition regieren?
(Zumindest solange, bis sie dann auch wieder alles falsch macht.)

Oder vielleicht sollten wir ein neues System wagen –
ein Österreich, in dem alle Parteien Opposition sind – und das Volk regiert.

Was meinen Sie?